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Man schreibt das Jahr 1843. Herr Jakub Pinkas, ein Schneider, der u.a. Pfarrgewänder für das Franziskanerkloster, hörte von einem neuen Bier, welches sie gerade in der Städtischen Brauerei in Pilsen zu brauen begannen. Er einigt sich mit seinem Freund, dem Fuhrmann Martin Salzmann und dieser brachte ihm am 8.4.1843 zwei Fässer dieses neuen Pilsner Bieres. Wie das, dass das Bier so unterschiedlich von denen zu dieser Zeit erzeugten Bieren ist? Es wird mit einer neuen Methode hergestellt – und zwar mit untergäriger, welche dem Bier einen ganz neuen Charakter und Aussehen verleiht. Jakub Pinkas war durch die Schönheit und Merkwürdigkeit des neuen Pilsner Bieres fasziniert, dass er es seinen Freunden aus dem Rang der ehrenhaften Prager und auch allen Kutschern zu probieren gab, deren Staffel sich am Jungmannplatz befand. Und weil diese alle genauso wie Pinkas fasziniert waren und gemeinsam mit anderen und weiteren noch und nochmals kosten wollten, hängte Jakub Pinkas früh sein Schneiderhandwerk an den Nagel, wurde Wirt und gründete so die Tradition des berühmtesten altböhmischen Gasthauses „U Pinkasu“. Dank seiner Einzigartigkeit, Qualität des Bieres und der Art und Weise seines Servierens wurde das Gasthaus fast augenblicklich zum Zentrum des gesellschaftlichen und politischen Geschehens. Interessenten an einem hochwertigen Pilsner Bier kamen zu Pinkas immer mehr, so dass die ursprünglichen Räume des Bierlokals nicht auszureichen begannen. Im Jahre 1876 kaufte also die Familie Pinkas auch das Nachbarhaus Nr. 756, zwar ebenfalls mit einer klassizistischen Fassade, welche aber das ältere Gebäude verdeckt. Die weiträumigen gotischen Keller dieses Hauses reichen bis zum Areal des damaligen Karmeliterkonvents und über ihnen befindet sich das Gemäuer des barocken Umbaus mit dem erhaltenen Renaissanceportal zur Straße hin. Ab dem Jahr 1882–1883 war im Restaurant die Familie Brabec und das Restaurant trug bis zur Verstaatlichung den Namen „Pilsner Restaurant Brabec Bei Pinkas“. Herr Brabec war ein anerkannter Gastwirt. Lange war er einer der ältesten Mitglieder der Zentralen Einheit der Tschechoslowakischen Gaststättenbetriebe „Hostimil“, wo er mehr als 50 Jahre tätig war. Zu den Besuchern des Bierlokals zählten eine Reihe bekannter Persönlichkeiten. Im Gedenkbuch aus den 30er und 40er Jahren finden wir an erster Stelle die Unterschrift des päpstlichen Prälaten Barnabas. Weiter sind hier aus dem Jahre 1935 die Unterschriften der Schauspieler Zdenìk Štìpánek, Ladislav Pešek, Josef Gruss, Ludvík Veverka, des Schriftstellers František Langr. Unvergessliche Sätze schrieben auch die Herren Voskovec und Werich und sein Gefährte, Jaroslav Ježek. Aus neuzeitlicher Geschichte müssen wir uns an den Schriftsteller Bohumil Hrabal erinnern, der hier mehr als regelmäßiger Gast war. Er traf sich hier mit Freunden und übergab ihnen seine selbst verlegten Bücher. Über das mit Tau versehenem Halbliterbierglas wurde in unserem Land schon viel erzählt. Fröhliche Ereignisse, Erinnerungen an goldene Zeiten oder ernste Debatten von gesellschaftlicher und nationaler Bedeutung. Und gerade das Restaurant „U Pinkasù“ wurde schon in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Zentrum des tschechischen Patriotismus, wo sich namhafte Politiker und andere Größen unserer Geschichte, wie František Palacký, František Ladislav Rieger, Josef Jungmann, T.G. Masaryk, Jan Masaryk und viele andere trafen. Nach dem Jahr 1989 erhoben die Erben des letzten Eigentümers František Brabec ihre Restitutionsansprüche. Diese eröffneten Ende des Jahres 1991 das Restaurant „U Pinkasù“ nach Renovierungen erneut und betrieben es bis in die Hälfte des Jahres 2001, wo das ganze Objekt die Gesellschaft Adria-Neptun spol. s r.o. abkaufte. Ihre unternehmerische Absicht ist an die berühmte Geschichte des Zapfens von Pilsner Bier „U Pinkasù“ anzuknüpfen und hier ein angenehmes Umfeld für alle zu schaffen, die gutes Bier und klassische tschechische Gastronomie gern haben. Pilsner Urquell wird hier schon das dritte Jahrhundert gezapft und der Ausstoß erreicht sicher den Umfang, welcher vor der Rekonstruktion erzielt wurde. Wie die Quellen erwähnen, tranken hier die Gäste im Jahr um die 6.000 Hektoliter. Das ist so viel, wie bei der bekannten Brauerei U Flekù, die aber fünfmal mehr Platz für Gäste hat. Der Grund solch eines Absatzes war klar. Jemand kam zu Pinkas auf ein oder zwei Biere, aber Rekordhalter rechneten ihre Tagesmenge auf Dutzend Halbe. Der Rekord im Bierlokal beträgt über 100 Halbe an einem Tag. |
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